Normalerweise werden Postkarten auf dem Weg aus dem Museum gekauft, als Erinnerung an den Ort oder an ein bestimmtes Werk. Die erworbene Karte wird entweder beschriftet und als Gruß verschickt, landet aber viel häufiger als Bild über Arbeitstischen oder wird als ein Objekt der Sammlung archiviert für das eigene imaginäre Museum. In der Serie "works on paper" werden Kunstpostkarten, die Rückenfiguren zeigen, zum Sujet meiner Bilder. Die von mir gesammelten Postkarten werden als Objekte inszeniert. Dabei wird das Bild der Vorderseite - die Rückenfigur - von dem Bild der Postkartenrückseite - aufgedruckter Text, Barcode oder Logo -  überblendet. Ingres postkartengroße Badende, “La Baigneuse Valpincon” erscheint in meiner fotografischen Umsetzung wieder in Originalgröße, wird aber gleichzeitig von überdimensionierten Angaben zu Titel, Autor und Größe des Werkes überlagert. Das “Dahinter” der Bilder, die Klassifizierung als Objekt innerhalb des Kunstmarkts oder eines kunsthistorischen Systems schiebt sich auf diese Weise über die Rückenfigur und stört deren kontemplative Betrachtung. Die Postkarte wird so, obwohl unbeschrieben, im übertragenen Sinne, vom Sammelobjekt wieder zum Kommunikationsobjekt. Man könnte auch sagen, die Postkartenrückseite wird nicht mit Text im Sinne von Nachrichten, sondern mit dem Bild der Vorderseite beschrieben, das sich durch einen fotografischen Vorgang als Erinnerungbild einschreibt. So ergibt sich ein Wechselspiel von Sichtbarkeit und Verschwinden, von Illusion und Bildwirklichkeit, etwas wird gezeigt und im selben Moment wieder verdeckt. (Claudia Angelmaier)

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