Die Arbeiten von Falk Gernegroß (*1973) thematisieren Facetten zeitgenössischer Weiblichkeit. Bevorzugt richtet er seinen Blick auf Frauenbilder, die sich im Spannungsfeld zwischen alltäglichem Phänomen und gesellschaftlichem Tabu bewegen: Pin-up-Girls, Disco-Queens, Tussis, Lolitas. Visuellen Stoff für seine Sujets findet er in der Bildästhetik trivialer Massenmedien. Aus diesen extrahiert Gernegroß Model und Pose und setzt sie vor dem Hintergrund lauschiger Naturlandschaften malerisch in Szene. Indem er sich dabei der Licht- und Schattenästhetik und der Lasurtechnik der Renaissancemaler bedient, kontextualisiert er diese Bilder neu. So wecken Gernegroß' weibliche Aktdarstellungen in Abend- oder Nachtstimmungen einerseits Assoziationen von Venusdarstellungen eines Cranach oder Manet als kunstgeschichtliche Vorgänger von gesellschaftlicher Akzeptanz. Andererseits - die Posen der Modelle frivol, kokett und von unbekannter Quelle aus dem Vordergrund beleuchtet - wirken seine Kompositionen wie Filmkulissen für Amateur-Erotikaufnahmen, SoftpornoShootings oder selbst gedrehte Homevideos - allesamt weit verbreitete Phänomene, in denen sich gesellschaftliche Klischees und Romantikvorstellungen widerspiegeln. Phantasien eines Jedermann? Gernegroß geht es dabei weder um die Bloßstellung des weiblichen Models noch um die Entlarvung des männlichen Betrachters, zu sehr ist er selbst Teil von allem. Interessant ist vielmehr das uralte und stets aktuelle Spiel zwischen beiden und dessen zeitgenössische Formen und Bilder. Indem Gernegroß malerisch kunstgeschichtliche Referenzen mit kursierenden Bildkonventionen des Erotikgenres koppelt, eröffnet er in beide Richtungen neue Bezüge. Aus dieser oftmals ironisch-humorvollen Mischung von High und Low Culture beziehen Gernegroß' Bilder ihre Spannung.

 

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