Eine Spur ziehen, die Richtung vorgeben, verantwortlich sein. Spuren auf Asphalt im Schnee, Spuren von Licht an einer Decke, Eindrücke in einer Fläche, Spuren am Boden, Spuren der Zeit. Momente irgendwo, undefinierbar Ort und Zeit. Der in München lebende Fotograf Olaf Unverzart spürt mit der Kamera Momenten hinterher, Zufallsausschnitten, Unschärfephänomenen. Das Wort und seine verschiedenen Bedeutungen in subjektive Bildeindrücke gefasst. „fallen kann ich auch alleine“. Eine andere Bildsequenz folgt dem valentinesken Titel “früher wurde es später wieder heller“. Ein Greifvogel, ein Heuhaufen, eine tote Katze, ein Schemen von einem Pferd. „Um was geht es bei einem neuen Buch mit längst gemachten Bildern?“ stellt sich der Fotograf die Sinnfrage. Um Erinnerungen, Gedankenverbindungen, um eingefangene Momente, verblasst, aus der Versenkung geholt und neu eingeordnet. Im „whiteout“, wie der letzte Text von Olaf Unverzart beginnt, verloren wie in der Helligkeit des Schneelichts, in dem die Konturen verschwinden, bewegen sich Erinnerung und Realität in dem diffusen Feld von Raum und Zeit. Warum ein Cowboy mit Colts an der Hüfte auf dem Umschlag abgebildet ist? „Zieh!“ Der Münchner Journalist Hias Wrba hat den einzelnen Bildern des Mittelteils kurze, teils beschreibende, teils assoziative Texte beigegeben. Die Bilder wirken nach, weil sie so gar nichts von sich preisgeben, aber viel davon erzählen, warum der Blick des Fotografen sich auf sie gerichtet hat. Subjektiv, zufällig, nachdenklich. Er ist ihr Zeuge. „spuren“ schließt in Aufmachung und Bildsprache an Unverzarts preisgekröntes Buch „sans  moi“ an. Schwarz-weiß, zweisprachig englisch-deutsch, ein bißchen kleiner, ein bißchen schlichter, aber unverkennbar Unverzart. (Ines Kohl)

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