Bei der Betrachtung von Sebastian Stumpfs Videoinstallation "Tiefgaragen" gibt es sogleich mehrere Gründe, nervös zu werden. Es beginnt damit, dass der Gegenstand, den der Künstler uns zumutet, nicht eben sonderlich interessant zu sein verspricht. Zu sehen ist ein leicht abschüssiger, gepflasterter Fahrweg, der in einer sanften Linkskurve auf ein geöffnetes Garagentor führt. Die üppige Vegetation auf den Böschungen zur Linken wie zur Rechten lässt ein wenig vergessen, dass die Einfahrt für das Auge nicht mehr als betonierte Einfallslosigkeit bereithält. Dennoch verweilt die Kamera auf diesem alltäglichen Ensemble und zwingt, so wir uns denn der Logik dieser Installation überlassen, unsere Blicke in eine Architektur, der kein Autofahrer mehr als nur beiläufige Aufmerksamkeit widmen würde. In eben jenem Augenblick jedoch, da dieser Anblick beginnt, ein wenig zu lange zu dauern, senkt sich das Garagentor, offenbar von einem automatischen Mechanismus geleitet, um sich, wie man leichthin voraussehen kann, nach wenigen Sekunden vollends zu schließen. Dann aber geht alles sehr schnell. Aus dem Off sind rasche Schritte zu hören. Keine Sekunde darauf sehen wir einen jungen Mann die Einfahrt hinunterlaufen. Er rennt nicht wirklich, doch lässt sein eiliger Lauf keinen Zweifel daran, dass er dieses Garagentor noch gerade eben rechtzeitig erreichen will. Es bleibt überhaupt keine Zeit, genauer zu schauen, wer sich da, wie es scheint unrechtmäßig, Zutritt verschaffen will.- Gerade, dass man sich noch nervös fragen kann, ob das wirklich gut gehen kann, was sich da scheinbar unvermeidlich vor unseren Augen abspielt. 

 

(aus Trompe-l'oeil im Loop. Sebastian Stumpfs performative Bildmedientheorie.)

Zurück