Die in Texten gesetzten „Plenks“ erwecken oft den Eindruck, der Schreiber sei nicht für voll zu nehmen, da er die einfachsten Regeln der Rechtschreibung nicht beherrsche. Aber die Häufigkeit, mit der die überflüssigen Leerzeichen auftauchen, scheint doch ein ernst zu nehmendes Bedürfnis nach Abständen und Pausen zu verraten. 

Diesem Bedürfnis geht Fabritius in seiner Arbeit nach, indem er die flüchtigen Fernsehbilder fotografisch still stellt und durch den Prozess der Bildwerdung eigenständig macht. Er weist den Übergängen, den Nebenbildern, dem vielleicht als überflüssig Empfundenen einen eigenen Platz zu und schafft ihm eine neue Identität, gibt ihm die Würde des Unbekannten zurück.

Die Malerei Fabritius‘ arbeitet sich ab an der mimetischen Qualität von Bildern, die in einem komplexen Gefüge von Medien Wirklichkeit nur noch zu behaupten vermögen. Jenseits der narrativen Bezüge und Referenzen überführt er Filmmaterial in autonome Kompositionen, versieht sie mit einer malerischen Qualität, die die rein mediale Konstituierung dieser Bilder kaschiert, ohne sie zu leugnen. So fällt es dem Betrachter schwer, das Wahrnehmbare zu verorten, den Gehalt an Wirklichkeit zu erkennen. Erkannt aber wird das Dilemma der multiplen Realität in Bildern, das Dilemma, nicht wissen zu können, was was ist und wie was zum Abbild wurde.

Fabritius‘ Bilder behaupten damit aber auch die Autonomie der künstlerischen Komposition in der herrschenden Intermedialität. Indem Bilder gleichsam herausgerissen werden aus diesem medialen „Grundrauschen“, konstituieren sie als stillgestellte Fragmente einer unendlichen Zeichen- und Bildproduktion zumindest formale Eindeutigkeit. Einzig, dass das Bild irgendwo gesehen wurde und gerade gesehen wird, bleibt letzte Wirklichkeit, die Wirklichkeit der Wahrnehmung. Wir werden also konfrontiert mit mimetischen Ketten, mit der Evolution des Dargestellten in seinen Darstellungsstufen und den Möglichkeiten des Betrachters, diese referentielle Unschärfe überhaupt noch mit Bedeutung zu versehen. Wir werden damit konfrontiert in der Betrachtung nur eines Bildes, das als bestimmtes der Unbestimmbarkeit Ausdruck verleiht. Somit bleibt die Malerei Fabritius‘ der Bedeutung des Abbilds verpflichtet, gerade weil sie die Möglichkeit einer Nachahmung von Wirklichkeit desavouiert. Die Bilder bleiben auf der Suche nach Wirklichkeit im Moment ihrer medialen Substitution, sie halten gegen mediale Verdinglichung fest an der Möglichkeit unmittelbarer Wirklichkeitserfahrung – als Kunst.

Die gezeigten Bilder haben den Moment des Innehaltens gemeinsam. Sie scheinen auf etwas hinzuweisen, das nicht fassbar ist. Die „Kollektoren“ oder „Der Tisch“ beinhalten ein Leuchten, einen Strahl, eine stille Spannung und Ruhe, die sich auf den Betrachter überträgt. Auch die Lurche, der Hund oder der Mann im Matratzenlager scheinen isoliert in einer anderen Sphäre. Der Titel des Bildes „Ich seh’ schon was, ich seh’ schon was...“ macht einen neidisch und man versucht seinen Hals zu recken, um auch teilhaben zu können, Gewissheit zu erlangen, was das klare Flüstern der Bilder andeutet. Doch die Eindeutigkeit wird versagt, man muss sich mit dem Gefühl begnügen, sehr nah dran zu sein an irgendetwas Wichtigem. 

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