Zum Werk "Gefangenschaft und Freiheit"
Anett Stuth reproduziert Zitate aus der Film- und Kunstgeschichte, aus Historie und Malerei, Tier- oder Dokumentarfotografie – und entwirft in der Simultaneität einen großen, assoziativen Bogen zur Kulturgeschichte von Gefangenschaft und Freiheit. Die Collage folgt dabei einer ganz eigenen Logik. Führt von Henri Cartier-Bressons Gefangenem, der seine nackten Gliedmaße aus der Zelle reckt, zu Francesca Woodmans Performance mit dem entblößten Frauenkörper in einem Glaskasten, vom Springer im freien Fall zum Portrait von Steve McQueen in seiner Rolle als Papillon, der den Sprung von einer Klippe wagt und so sein Leben für die Freiheit riskiert.
Derart non-lineare Bild-Gedanken entzünden auch die rund 100 weiteren Persönlichkeiten, die der Portraitblock versammelt: Samuel Beckett, der sein erstes Theaterstück Eleutheria (Freiheit) nannte und es von der Bühne zurückzog. Emil M. Cioran, dessen Skeptizismus in der Freiheit, Hand an sich zu legen, gipfelte. Philosophen wie Sophokles, Kant oder Hannah Arendt, Literaten wie Petrarca, Proust, Thomas Bernhard oder Ingeborg Bachmann. Künstler, Wissenschaftler, Musiker und Filmregisseure, die für die Freiheit des Denkens gekämpft haben – trotz gesellschaftlicher Grenzen oder Gewalt, trotz äußerer oder innerer Widerstände. „Freiheit! Ein schönes Wort, wer’s recht verstünde“, lässt Goethe den Herzog von Alba im Egmont sagen. Charles Darwin scheint ihm zuzustimmen, legt den Finger bedächtig auf seinen Mund. Der Rest ist Schweigen. (Michaela Nolte)

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