Das Zusammenspiel von Obsession, Imitation und Identität ist Thema des neuen Films Beaver von Carsten Tabel. Inspiriert von Trent Harris „The Beaver Trilogy“ (2001) begibt sich Carsten Tabel in den Strom der Fiktionalisierung der eigenen Autobiografie. Er schlüpft in die Rolle eines verheirateten Familienvaters, der sich in Körper und Geist des britischen Supermodels Cara Delevingne sehnt. Ich schäme mich nicht zu sagen, dass ich tatsächlich gerne Cara wäre, gerne mit ihren Möglichkeiten, ihrem Körper und ihrem Spaß am Leben ausgestattet wäre, der ihr diese vollkommen unbedrohliche Aura der Macht verleiht.
In der Ästhetik von Reality-TV und damit suggeriertem dokumentarischen Charakter, wirft der Film beim Betrachten komplexe Fragestellungen auf: Wie entwickeln sich obsessive Verhaltensmuster? Welche Rolle spielen dabei sexuelle Konflikte und Traumata der Vergangenheit? Warum entsteht der Wunsch sich in eine fremde und berühmte Person zu verwandeln? Diese tiefgreifende Thematik inszeniert Tabel auf humorvolle Art und Weise mit einem sensiblen Protagonisten, der über sich selbst lachen kann  - aber nicht muß.Der Film hinterfragt nicht nur den Realitätscharakter unserer medialen Umwelt, viel mehr aber zeigt er feinfühlig die daraus entstehenden Identitäten, die mit ihr umgehen.

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