Eröffnung am Samstag, 11.  Januar 2025, 11 – 19 Uhr im Rahmen des Winterrundgangs der SpinnereiGalerien

Bei aller scheinbar gegenwartsabgewandten Verspieltheit bricht sich in seinen Bildern eine gewisse sächsische Unerschütterlichkeit des Einzeln-Seins Bahn. Gernegroß ist, wie er ist. Er lässt sich nicht vereinnahmen. Er malt, als gäbe es keine Zukunft, nur Geschichte. Herrlich hintersinnig platziert er seine Bilder als Störelemente gegen angebliche Übereinkünfte. Seine Kunst definiert sich durch ihre Unterschiede. Er sieht in der Vergangenheit kein Schreckgespenst. Für ihn muss das Alte nicht beiseite geräumt werden, um etwas Neues aufzubauen. Im Gegenteil, er entmystifiziert das Alte, um es in veränderter Formulierung zu neuer Sichtbarkeit zu bringen. Es ist seiner Originalität geschuldet, im Überkommenen gegenwartsgleiche Strukturen zu erkennen und bildliche Einheiten zu redefinieren.
Kunst ist Transformation, nicht Renovierung – Metamorphose lautet die Devise. Falk Gernegroß studierte Meister der Renaissance und späterer Epochen, um aus ihren Werken „zu lernen, sie weiterzuführen, sie zu komplettieren“, was bedeutet, diese Vorlagen mit Konstruktivität und Reflexivität entscheidend weiterzudenken. Auf beeindruckende Weise betreibt er eine heitere Feldpflege der Bildgeschichte. Er nähert sich seinen Vorbildern mit einer gewissen, nie ganz uneigennützigen Distanz.
Die Kunst der Gegenwart kennt eine nicht gerade geringe Anzahl von Bildzerstörern. Gernegroß steht eher auf der Seite der Adoranten. Freilich nicht ohne seinen Schabernack mit Vorbildern und Diskursen zu treiben. In einer Zeit schwindender Gewissheiten und Faktenbasen zeigt er sich als wertkonservativ, aber zugleich humorvoll. Mögen Besserwisser versuchen, das Ende der Traditionslinie der Leipziger Schule in ihrer sachlich-figürlichen Kernsubstanz zu behaupten, Gernegroß lässt sich am fröhlichen Weitermalen nicht hindern. (Christoph Tannert)

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