Das Forum Profanum Henriette Grahnerts präsentiert einen Gegenentwurf zum altrömischen Forum, auf dem sich machtverherrlichte Prestigebauten aneinander reihten. Mit einfachen, teilweise ärmlichen Materialien kommt hier Alltägliches zu Ehren. Eine achterbahngleiche Stahlkonstruktion windet sich in Höhen und Tiefen, ihre Fahrbahn ist gleichzeitig auch Handlauf eines Treppengeländers. Der Handlauf, der Sicherheit bei Auf- und Abstieg gewährt, bürgt bei gewohnter Benutzung in diesem Fall Risiken und Nebenwirkungen. Unweigerlich denkt man auch an einen reizvollen gefährlichen Rutsch auf dem Treppengeländer. Auch die mit Plastikfolien behängten Bögen vereinen Widersprüchliches. Das ärmliche und alltägliche Material, das normalerweise Müll verpackt, bekommt hier seinen großen Auftritt. Diese wackeligen Konstruktionen stellen eine weitaus bescheidenere und sympathische Version der Triumphbögen dar. Hier wird nicht mit Prunk geprotzt, sondern mit Bescheidenheit geglänzt. Anstatt pompöser Tempel steht in der Ecke eine einfache Raumkonstruktion. Nach Aufschreiten des „Portals“ findet man sich wider Erwarten in einer Schämecke aus Schulzeiten wieder. Hier kann man in Ruhe und mit Wohlfühlcharakter seinen Scham zelebrieren. Was normalerweise als Abfall betrachtet wird, wie Mülltüten, altes Klebeband und Farbkleckse, genauso wie die unliebsamen Facetten des Menschlichen - Henriette Grahnert rückt es ins Bild. So mit einem eigenen Leben versehen, entstehen Kultobjekte, die Raum schaffen für Assoziationen.

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