The painter’s fall lässt sich sowohl als Absturz als auch als Herbst des Malers deuten. Henriette Grahnert thematisiert mit diesem Werk ihre kritische Auseinandersetzung mit Kunst im Allgemeinen und Malerei im Besonderen. Abstrakt geometrische Konstruktionen werden durch angesetzte Füße gebrochen und banalisiert und als bloßes malerisches Stilmittel decodiert und in eine historische Reihe von Ismen zurückgesetzt. Die Aura eines ex nihilo schaffenden und produzierenden Künstlers wird durch die Offen- und Bloßlegung des kreativen Schaffensprozess mit laufenden Farbnasen und klecksendem Farbmatsch zerstört. Es ist einerseits eine Abkehr und andererseits ein Zelebrieren von exzentrischen Künstlerallüren und allgemeinem affektiertem Gehabe durch die Proklamation der Parole: Ne pas faire de chichi! Die dreckigen Künstlerhosen werden gezeigt und nicht mit einem Scheinheiligkeitsdeckchen zugedeckt, wodurch auch Henriette Grahnerts Ringen um die Malerei in all ihrer Materialität und Stärke zum Ausdruck kommt. Sie entzieht sich jedoch einem implizit richtigen Modus und Stil der Malerei durch das Aufgreifen des strategischen Dilettantismus, der gerade von dem Status der Malerei kritisch gegenüber stehenden Malern wie Kippenberger oder Polke angewendet wurde. Sie scheint sowohl um eine adäquate malerische Geste zu kämpfen als auch Kritik am zeitgenössischen Fetischisieren dieser zu üben. Der den Werken zugrunde liegende Humor basiert eben auf diesem Antagonismus eines gewollt komponiert linkisch Ungeschickten sich verknotender Striped fool oder einer Farbe regnenden Wolke und dem hohen Anspruch des alt ehrwürdigen Mediums Malerei in seiner handwerklichen Virtuosität. Das Element der aus Papier ausgeschnittenen Arme konterkariert die Perfektion des malerischen Farbverlaufs, was sich in einer humorvollen Spannung niederschlägt.Die Titel erweitern den Aspekt des Humors durch eine Dimension. Es handelt sich um Wortspiele, die die Sprache auf ihre Sinnhaftigkeit hinterfragen und als Titel dies auf einer weiteren Ebene mit der Arbeit machen. Des Weiteren führen sie eine soziale und gesellschaftliche Komponente ein, indem sie zwischenmenschliche Beziehungen, vor allem die zwischen Mann und Frau, in ihrer komplexen Alltäglichkeit wohlwollend mitfühlend aufgreifen, jedoch gleichzeitig ihre zum Teil lächerliche Konventionalität humoristisch entlarven. Damit werden die Arbeiten in einem sozialen Kontext geerdet und gehen über einen rein kunstinternen, kritischen Diskurs hinaus.(Constanze Fritzsch)

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