Julius Hofmann ist ein Medienkind, doch als Maler betreibt er den Re-Import überholt erachteter technischer Bilder auf der Leinwand. Die Malerei repräsentiert so auch ein Gedächtnis der datenbasierten Bilder, nicht als deren Archiv, sondern als deren Reflektion. Und wenn HD-Technik für optimale Bildschirmschärfe sorgt, dann antwortet Hofmann in jüngster Zeit mit zunehmend teigigen Formen, so wie es bei Glasdiaprojektionen vorkommen konnte: Zur mangelnden Schärfeeinstellung gesellten sich im Hitzestau Newtonsche Ringe, die in einem weichen, psychedelischen Farbenspiel die Motive verschmolzen. Julius Hofmann kann trittsicher im Feld der elektronischen Medien agieren. Um dabei den souveränen Umgang mit denselben zu dokumentieren, wählt er als Bearbeitungsmodus die Infantilisierung, eine Form beherzter Ego-Demonstration, die das Professionelle wie den „guten Ton“ im gesellschaftlichen Verkehr ignoriert. Die Identitätsformierung in dieser Arbeitshaltung bekundet Distanz zum populären Medium und dem entsprechenden Nutzerkodex. Das Spielerische dominiert die Gebrauchsanweisung und User-Lenkung. Die Staffelei als Gegenüber fordert von Hofmann ein Mehr an Einsatz kreativer wie körperlicher Kräfte als der Mausklick.

(Auszug aus Hans-Werner Schmidt: Das Kind tanzt in der Nacht, in: Re-Import. Julius Hofmann, 2015, MMKoehn Verlag, Berlin/Leipzig.)

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