Oftmals stehen große, bisweilen monumentale, Formate für die Malerei von Max Hechinger. In environment-ähnlichen Konfigurationen werden diese durch kleinformatigere Werke und skulpturale Objekte aus Pappe ergänzt. Hier handelt es sich beim „Bildermachen“ nicht nur um einen interdisziplinären handwerklichen Prozess, Imaginäres zu postulieren, sondern auch darum, die Realität, bis ins schräg-illustrativ Anmutende zu reflektieren und Erzähl- und Interpretationsräume zu öffnen.
Zwischen Idyll und Tristesse schwankend, spiegeln die Arbeiten von Max Hechinger das Leben in ländlichen und naturnahen Räumen wider. Anthropomorphisierte Tierdarstellungen zeigen humorvoll das Verwobensein von menschlichen und nichtmenschlichen Tieren in ihren jeweiligen Bedürfnissen. Es geht darum, den Hunger zu stillen, einen Schlafplatz zu finden, zu sammeln, zu bauen, sich zu verstecken, zu spielen, zu feiern. Ein spitzzahniger Nager in Rockerjacke dreht auf einem Motorrad seine Runden im Wald. Schablonenhafte Figuren, grinsend wie Honigkuchenpferde, eingefroren im Moment, in dem sie im strömenden Regen platschend in eine Pfütze treten. Sind das Bären, Biber oder Bernhardiner, die in der Picknickhütte die Sommerbowle wegpicheln?
Bei Max Hechinger verdaut die Malerei Erlebnisse, auch phantasierte, übertragene, erinnerte. Ein mehrteiliges Gemälde bringt Licht ins Dunkel: in einem ingwerknollenartig verästelten Labyrinth spielt sich das alltägliche Leben Episode für Episode bei den Wühlmäusen ab. Diese unterirdische Beutegemeinschaft führt ein paralleles Dasein zu dem der Menschen: ihr Komfortinventar umfasst Suppentopf, Blumenvase, Bierfass und Skatdeck, ein verschleppter Käsebrocken verstopft einen Nebenarm des Tunnels, um die Ecke gründeln Schattenwesen, in einer der tiefsten Kammern wird sogar gezündelt. So vereinfachend und teilweise comichaft überzeichnet diese Welt auch dargestellt wird, klingt immer noch die Kakophonie von Zerstörung, Ausbeutung und Gewalt an. So, als ob die Single „Rock Lobster“ von den B52s auf dem Plattenspieler bei 33 RPM abgespielt wird, verzerren und verlangsamen sich in der Bildwelt Max Hechingers idealisierte Projektionen und magische Vorstellungen zu einer Malerei zwischen Himmel und Abgrund.

Oliver Kossack

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