Für den Künstler Sebastian Stumpf (*1980) ist der eigene Körper das erste und zentrale Medium, seine Arbeiten sind Performances im physischen Sinne des Wortes. Dabei sind seine Interventionen im öffentlichen Raum jedoch nicht ohne das aufzeichnende Auge der Videokamera oder des Fotoapparates zu denken. Sie werden in präzise Aufnahmen übersetzt, Aktion und Bild sind untrennbar verbunden. Das Terrain, auf dem Sebastian Stumpf operiert, sind der öffentliche Raum der Stadt mit seiner vorgegebenen Ordnung und die leeren Räume zeitgenössischer Kunstinstitutionen. Sein Auftritt vor der Kamera erscheint uns als ebenso artistisch wie subversiv: Ein unscheinbares architektonisches Detail wird plötzlich zum Auslöser einer körperlichen Leistung, welche erstaunt, verwundert, zum Lachen bringt oder verstört. So rollt er sich im letzten Moment unter ein sich schließendes Tor einer Tiefgarage, klettert auf kleine Zierbäumchen in modernen Reißbrettarchitekturen oder benutzt eine Brücke nicht zum Überqueren eines Flusses, sondern zum Sprung ins Wasser. Als Protagonist seiner Fotografien und Videoarbeiten befasst sich Sebastian Stumpf mit künstlichen Räumen und urbanen Utopien – Orte, an denen der menschliche Körper nur eine abstrakte Rechengröße in einer geplanten Struktur ist. Er spürt deren Lücken und Spalten auf, deren Ausstiege und Sackgassen.

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