Die Schwedische Künstlerin Nadja Bournonville zeigt eine Auswahl aus ihrer Serie „Blindfell“, welche die optische Wahrnehmung als einen selektiven Prozess thematisiert. Dabei interessieren sie die beschwerlichen und begrenzten Aspekte des Sehens als Folge der unbewussten, wählerischen und lückenhaften Kommunikation zwischen Auge und Gehirn. Oft werden die Protagonisten der Bilder geradewegs ihres Wahrnehmungsvorgangs beraubt, während anderswo das bearbeitete Filmmaterial eine undefinierte Netzhaut darzustellen scheint. In diesem Zusammenhang sind die Bilder keine Orts- oder Zeitzeugen, sondern appellieren an unser Erinnerungsbewusstsein und hinterfragen dadurch welche Spuren, Täuschungen oder Nachbilder es sind, die bleiben und sich in die Gegenwart immer wieder einmischen. Bournonville arbeitet mit Fotografien, gefundenem Material und Textauszügen. Sie inszeniert und kombiniert dabei analogen Schwarzweiß- und Farbbilder mit Collagen und Videos.

Die Zeichnungen des Künstlers Sebastian Speckmann basieren auf dem 1942 herausgegebenen Buch „Das ist Suomi. Finnland in Wort und Bild“. Der Künstler unternimmt den Versuch die propagandistischen Aussagen des Buches zu durchbrechen, um eine Neue zu erschaffen. Es ist dies die Idee der nationalsozialistischen Propaganda künstlerisch spielend entgegenzuwirken. Hierzu behandelt er die vorgefundene Arbeit, das fertige Blatt, wie eine Druckplatte. Der ursprüngliche Charakter der Seite bleibt gewahrt, weißer Rand und Bildunterschrift bleiben unberührt. Hybride, neue, sehr malerische Arbeiten entstehen; erweiterte Zeichnungen oder Überzeichnungen. Arbeiten, die in ihrer Vielschichtigkeit, ästhetisch wie intellektuell, den Betrachter in seine Bilderwelten, seinen Bilderkosmos führen. In den Linolschnitten greift er diese collagierende Arbeitsweise auf, basierend auf Fotografien, Fundstücken aus alten Bildbänden von vertrauten Landschaften – im Gebirge wie an der See – verlassenen Industrielandschaften, Architekturensembles oder Interieurs. Diese oftmals sehr farbigen Bilder werden von Sebastian Speckmann be­ und verarbeitet und durch seine Sicht in neue, geradezu monochrome, dunkle Bilder transformiert. Speckmanns Bilder sind nicht von Tristesse geprägt. Sie haben eine gewisse Poesie und einen eigenen Zauber in sich. Bekannte Szenen bekommen – wie im Traum – eine surreale, gleichzeitig verführerische und unheimliche Notation sowie Atmosphäre, der sich der Betrachter nur schwer entziehen kann. Wie in einem Film von Stanley Kubrick oder David Lynch sucht man die verborgenen Bilder hinter den Bildern und wandert mit den Augen, wie einem Sog folgend, vorsichtig weiter.

Speziell für die Ausstellung gemeinsam erarbeitet, erscheint die Lithographie 'irrbloss' (2014, 35x24cm, Auflage 15).

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